von Wiebke Heider und Emanuela Boretzki
Windenergie gilt als Schlüssel zur Energiewende – doch wo Windräder geplant werden, weht oft ein starker Wind des Widerstands. Was auf den ersten Blick als sachliche Auseinandersetzung über Standorte, Schall oder Landschaftsbild beginnt, entpuppt sich schnell als komplexes Geflecht aus Emotionen, Identität, und wahrgenommenen Ungerechtigkeiten.
Im Zentrum dieser Auseinandersetzungen steht oft ein unsichtbares, aber wirkungsmächtiges Dreieck: Konflikt – Emotion – mediative Haltung. Konflikte im Bereich erneuerbare Energien entstehen nicht allein durch Fakten, sondern vor allem durch subjektive Bewertungen: Verlust von Heimatgefühl, Sorgen um die Gesundheit oder der Eindruck, übergangen worden zu sein. Emotionen wie Wut, Angst oder Ohnmacht beeinflussen den Diskurs – oft weit stärker als Argumente. Hinzukommen als darunter liegende Schicht längst vergessene Konflikte aus der Vergangenheit, wenn z.B. die Großväter der heutigen Betroffenen sich in der Schule schon nicht leiden konnten. Juli Zeh hat das in ihrem Buch „Unterleuten“ im Jahr 2016 eindrucksvoll beschrieben. Nur das Ende haben wir als Energiewende-Mediatorinnen noch nicht erlebt, ansonsten beschreibt es unseren Arbeitsalltag sehr gut.
Warum mediative Moderation? Mediator:innen sind zu Allparteilichkeit und Neutralität verpflichtet. Sie beraten bei der Prozessgestaltung und schaffen oft in Einzelgesprächen einen Raum, in dem emotionale Spannungen benannt und bearbeitet werden können. Auch wenn es sich nicht um eine klassische Mediation handelt, bringen sie die Beteiligten zurück in einen Dialog, der Verständnis fördert und gemeinsame Lösungen möglich macht – sei es durch Beteiligungsmodelle, transparente Kommunikation oder kreative Kompromisse bei der Standortwahl.
Uns erzählen betroffene Gemeinden, dass herkömmliche Moderation, die vom Investor bezahlt wird, von den Einwohnerinnen und Einwohnern als parteiisch empfunden wird, da sie versucht, die Meinungsbildung im Sinne des Auftraggebers zu gestalten. Das führt in der Region zu großer Verärgerung über den Vorhabenträger und erschwert das weitere Vorgehen.
Mediative Moderation ist im Sinne der Allparteilichkeit dazu verpflichtet, alle Meinungen gleichberechtigt aufzunehmen und zu moderieren. Besonders in Kommunen, in denen Windenergieprojekte auf Widerstand stoßen, bietet mediative Moderation eine Chance, verhärtete Fronten zu lösen – und eine demokratische Kultur der Mitgestaltung zu stärken. Denn nur wenn alle Stimmen gehört werden, kann die Energiewende vor Ort gelingen.
Weitere Informationen: www.energiewende-mediation.de