Interview mit Dilek Tepeli (Ruhr Universität Bochum)

Lesen Sie hier das ganze Interview mit Dilek Tepeli über das Bochumer Teilprojekt. Das Gespräch führte die Journalistin Katrin Schlotter für das BMBF.

Das Kunst- und Kulturfestival Kemnade International war eines der ersten Festivals der kulturellen Vielfalt in Deutschland. Welche Rolle spielen Musik und Kunst bei der Bewältigung von Konflikten? Mit dem „Konfliktlabor Kemnade“ begab sich das Bochumer Teilprojekt des BMBF-geförderten Forschungsverbundes LoKoNet auf Spurensuche. 

LoKoNet erforscht die Wechselwirkung von Konflikten, Emotionen und Raumkonstruktionen. Womit befasst sich das Bochumer Teilprojekt?
Das Bochumer Teilprojekt beschäftigt sich im Kern mit Nachbarschaftskonflikten. Diese erscheinen auf den ersten Blick meistens als Auseinandersetzungen um klare Streitpunkte. Die Konfliktparteien geben sachliche Gegenstände und gute Gründe für ihre Positionen und Handlungen (wie etwa Beschwerden bei der Vermieterin) an. Themen wie Lärmbelästigung, verschmutzte Hausflure oder überfüllte Mülltonnen bieten oft den Zündstoff für Streit. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass es nicht immer oder nicht nur um den offensichtlichen Streitgegenstand geht. Vielmehr überdecken oder überlagern manifeste Konfliktinhalte oftmals tieferliegende, latente Sinn- und Bedeutungsebenen von Konflikten, die den Streitparteien selbst nicht immer bewusst sind. Am Beispiel von Nachbarschaftskonflikten zeigen wir, dass sich hinter scheinbar banalen Auseinandersetzungen – etwa um fußballspielende Kinder oder um den Wunsch nach Abstand gegenüber bestimmten Nachbarn – oft latente Bedeutungen und psychosoziale Dynamiken verbergen. Bleiben solche latenten Konfliktebenen unentdeckt, erschwert dies die Kommunikation, Bearbeitung und Beilegung von (Nachbarschafts-)Konflikten.