Von Alexander Krahmer

Alle sechs Monate tagt das LoKoNet-Kompetenznetz gemeinsam mit seinem „Erweiterten Netzwerk“, einer Runde aus verschiedenen Expert:innen zu Konflikt- oder Emotionsforschung sowie Konfliktbearbeitung, auf den Travelling Conferences. Derzeit organisieren Fritz Reusswig und Wiebke Lass für den 11.-13. September bereits die zweite Konferenz am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.

Schauen wir hier jedoch zurück auf die erste Travelling Conference Ende November 2022 in Bochum, zu der Dilek Tepeli und Jürgen Straub an die Ruhr-Universität einluden. Der enge fachliche Austausch zu zentralen Forschungs- und Praxisthemen des Projekts war mit Vorträgen und Diskussionen gestartet, für die wir uns richtig lange Zeit genommen haben – eine Stunde pro Thema, was einen deutlichen Gewinn in einer Welt zunehmend hektischerer Fachtagungen darstellte. Die Vorträge gaben Einblicke in die Expertise, Interessenschwerpunkte und langjährigen Erfahrungen der verschiedenen Mitglieder des Erweiterten Netzwerks. So ließ uns der Autor und Sozialpsychologe Robert Montau unter dem Titel Nachbarschaftskonflikte erforschen: Entwicklung methodischer Zugänge Einblick nehmen in einen reichen Erfahrungsschatz und eine sowohl praktische als auch wissenschaftliche Beschäftigung mit Konflikten. Aber er zeigte auch, wie kräftezehrend dieses Berufsfeld ist und was man alles nicht erreichen kann (siehe der Kurzbeitrag oben und das im Erscheinen begriffene Buch). Im Anschluss präsentierte Bernd Rieche von der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden unter der interessanten Frage Konfliktbearbeitung als Sprechen über Emotionen? eigene „Überlegungen und Impulse aus der Perspektive der zivilen Konfliktbearbeitung“. Auf Basis der vorgestellten Grundprinzipien der Konfliktbearbeitung diskutierten wir dabei u.a., welche Strukturen und Prozesse eine förderliche Bearbeitungskultur auszeichnet, die auch persönliche Bedürfnisse von Konfliktbeteiligten berücksichtigt. Jens Brockmeier von der American University Paris schloss mit philosophischen Reflexionen zu Erzählungen und Gefühlen an und zeigte dem Publikum anhand von Filmmaterial, wie Emotionen mit filmisch-narrativen Mitteln dargestellt und auch evoziert werden. Abgerundet wurde das eintägige Treffen durch Kristin Platt von der Ruhr-Universität Bochum, Institut für Diaspora- und Genozidforschung, die das Vortragsthema Über und unter der Wasserlinie – ein Weg zu postqualitiativen Konfliktmodellen an Beispielen von Gewalt in Stadtquartieren ausführte. Die anschließende lebhafte Diskussion drehte sich um den Zusammenhang von Quartierstyp, Gewalt und Stigmatisierung.

Wir danken allen Partnerinnen und Partnern, die an der Travelling Conference teilgenommen haben und freuen uns bereits auf ein Wiedersehen im September 2023 in Potsdam!